Der New York Pioneer Club
Laufclubs und Laufvereine gibt es heutzutage überall auf der Welt für die verschiedensten Gruppen von Läufern. Dabei geht es um Zusammenhalt und um die Freude, gemeinsam Sport zu machen. Doch in Zeiten von Diskriminierung war das nicht selbstverständlich.
Machen wir eine Zeitreise in die 1930er Jahre:
In den USA war die Rassentrennung und die Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe und Herkunft an der Tagesordnung und allgegenwärtig. In Europa kamen Adolf Hitler und Benito Mussolini an die Macht, deren nationalsozialistische Politik, wie hinlänglich bekannt, zu globalen Konflikten bis hin zum zweiten Weltkrieg führte. Und in Russland startete Stalin die sogenannte stalinsche Säuberung, die politisch „unzuverlässige“ und oppositionelle Personen zum Tode verurteilte.
In dieser Zeit, genauer 1936, wurde in Harlem, NY der New York Pioneer Club (NYPC) gegründet. Der Verein wurde von drei Athleten ins Leben gerufen, die im Sinne der damaligen Politik zu Menschen zweiter Klasse gehörten und das nur aufgrund ihrer Hautfarbe: Joseph Yancey, Bob Douglas und William Culbreath.
Der Pioneer Club war etwas Besonderes: für schwarze und jüdische Jungen und Männer ein Rückzugsort, wo man zusammen Sport treiben konnte. Darüber hinaus war die Vereinigung auch eine Reaktion auf die rassistische und antisemitische Politik der bereits in New York etablierten Leichtathletikclubs. Als eines der Gründungsmitglieder glaubte Coach Yancey, dass die jungen Männer aus Harlem – einem damals sehr unterprivilegierten Teil der Stadt New York – durch Leichtathletik, Disziplin, Stolz auf ihr Aussehen und ihre Kameradschaft über die Armut und Vorurteile hinausragen könnten. Aber es war ein langer, harter Weg.
Die Mitglieder des New York Pioneer Club waren sehr ambitionierte Sportler, was sich vor allem in den Ergebnislisten von sämtlichen Laufveranstaltungen der damaligen Zeit widerspiegelte. Egal ob 100m Distanz oder Marathon, es wurden viele Rennen gewonnen, was dem Club zu bundesweitem Ruhm verhalf. Und das trotz des Rassismus.
Der Pioneer Club war ein Verein, der Menschen aller Nationalitäten und Fähigkeiten vereinte. Der NYPC schrieb in Harlem und der Bronx in einer Zeit der Rassentrennung Bürgerrechtsgeschichte. Und ohne den Pioneer Club hätte es auch den New York Road Runners nie gegeben. Dieser wurde 1958 mit 47 Mitgliedern gegründet. Die NYRR hat gegenwärtig mehr als 60.000 Mitglieder. Das Vermächtnis des ersten Laufclubs von New York ist heute fast vergessen, doch in der damals so schwierigen Zeit war er ein deutliches Zeichen für Gleichberechtigung und Zusammenhalt. Und noch heute kann er uns daran erinnern, dass Sport Menschen verbindet, egal welche Herkunft oder Hautfarbe sie haben.
Bildquelle: www.harlemworldmagazine.com