Laufschuh Wiki
Inhaltsüberblick
1.Aufbau eines Laufschuhs
2.Laufschuhkategorien
- Neutralschuhe
- Stabilschuhe
- Trailrunning Schuhe
- Dämpfungsschuhe
- Natural Running Schuhe/Barfußschuhe
- Wettkampfschuhe
3.Laufstile
- Vorfußlaufen
- Mittelfußlaufen
- Fersenfußlaufen
4.Fußtyp / Fehlstellungen
- Normalfuß
- Senkfuß
- Hohlfuß
- Spreizfuß
- Pronation
- Überpronation
- Supination
5.Was ist eine Sprengung?
6.Laufschuhe für Damen
1.Aufbau eines Laufschuhs
Ein moderner Laufschuh ist zumeist aus folgenden Grundelementen zusammengesetzt:
Leisten
Der Leisten ist das Grundgerüst eines jeden Laufschuhs: Der Schuh wird quasi um den Leisten herum gefertigt. Es handelt sich dabei um ein Formstück aus Holz oder Kunststoff, das dem menschlichen Fuß nachempfunden ist. Mit seiner Länge, Höhe und Breite bestimmt der Leisten die Passform des Laufschuhs, wobei seine Krümmung maßgeblichen Einfluss auf das Abrollverhalten hat. So bieten gerade Leisten ein hohes Maß an Unterstützung und kommen hauptsächlich bei Stabilschuhen zum Einsatz. Gebogene Leisten werden vor allem bei der Herstellung von Natural Running- und Wettkampfschuhen verwendet, da sie besonders viel Flexibilität bieten und eine schnelle Abrollbewegung ermöglichen.
Obermaterial
Das Obermaterial bildet den Schaft des Laufschuhs und soll den Fuß schützen und führen. Zumeist kommen hier synthetische Materialien wie Mesh, Mikrofaser oder Nylon zum Einsatz, die sowohl atmungsaktiv als auch elastisch sind. Verstärkungen aus festerem Material, z.B. Kunstleder, sorgen an sensiblen Stellen wie der Zehenbox und dem Mittelfuß für zusätzliche Stabilität. Eingearbeitete Polster im Zungen- und Knöchelbereich erhöhen den Laufkomfort und verbessern die Passform des Laufschuhs. Auch die Gestaltung der Fersenkappe trägt wesentlich zu einer guten Fußführung bei. Sie besteht zumeist aus stabileren Materialien wie TPU, PVC oder Carbon und umschließt die Ferse für einen optimalen Halt. Viele Modelle aus dem Trailrunning-Bereich verfügen zusätzlich über eine wasserfeste, atmungsaktive Membran, die in das Obermaterial des Laufschuhs eingearbeitet ist.
Einlegesohle
Die Einlegesohle soll die Passform des Laufschuhs zusätzlich verbessern, indem sie einen optimalen Kontakt zwischen Fuß und Mittelsohle herstellt. Zumeist ist sie aus mehreren Schichten aufgebaut: Die obere Schicht besteht oft aus feuchtigkeitsabsorbierende Materialien, die Schweiß und Feuchtigkeit ableiten, während die unteren Schichten eine dämpfende und stützenden Funktion haben.
Mittelsohle
Die Mittel- oder Zwischensohle ist das Herzstück eines Laufschuhs und enthält je nach Art und Funktion des Schuhs unterschiedlich stark dämpfende Materialien. Spezielle Dämpfungselemente aus Silikongel, Carbonfasern, geschäumten EVA oder Polyurethan sollen für eine weiche Landung sorgen, während härtere Materialien an den Innen- und Außenseiten als Pronations- oder Supinationsstütze fungieren. Bei Natural Running- und Wettkampfschuhen wird zugunsten des Gewichts und der Flexibilität auf eine voluminöse Dämpfung verzichtet.
Außensohle
Die Außen- bzw. Laufsohle hat die Aufgabe, den Fuß vor Verletzungen zu schützen und gleichzeitig guten Halt zu bieten. Sie sollte möglichst griffig, aber dennoch flexibel sein. Hierbei spielen das Sohlenprofil und das verwendete Material eine entscheidende Rolle. Je nach Einsatzzweck besteht die Außensohle aus Hart- bzw. Karbongummi oder einem EVA-Gummigemisch. Im Aufsetzbereich der Sohle kommen besonders abriebfeste und langlebige Gummimischungen zum Einsatz, während strategisch platzierte Flex-Kerben im Vorfußbereich die Biegsamkeit der Sohle erhöhen.
2.Laufschuhkategorien
Neutralschuhe
Die Bezeichnung dieses Laufschuhtyps ist auf den neutralen Sohlenaufbau des Laufschuhs zurückzuführen. Ein Neutralschuh hat kaum stabilisierende oder führende Elemente, er verzichtet insbesondere auf Pronationsstützen. Der halbgebogene Leisten ermöglicht es dem Fuß natürlich abzurollen. Die Dämpfungselemente sind zwar nur gering ausgebaut, geben aber dennoch ausreichend Schutz für die Gelenke und ermöglichen eine gute Untergrundwahrnehmung. Die Bänder, Sehen und die Fußmuskulatur werden beim Laufen stärker gefordert, so aber auch besser mit trainiert.
Stabilschuhe
Wie der Name des Schuhs schon ahnen lässt, soll dieser Laufschuh dem Fuß Stabilität geben und vor starkem Einknicken nach innen schützen. Gewährleistet wird dies durch eine Pronationsstütze, die am Innenrand in der Zwischensohle des Schuhs eingearbeitet ist. Besonders interessant sind diese Schuhe für Läufer mit einem Senkfuß oder einer Überpronation, insofern die Überpronation nicht auf zu wenig Bewegung und untrainierte Füße zurückzuführen ist.
Trailrunning Schuhe
Mit Trailrunning ist das Laufen im unwegsamen Gelände, abseits von Straßen gemeint. Dabei werden Wald- und Feldwege bevorzugt, aber auch ein Querfeldein-Lauf wird als Trail-Lauf bezeichnet. Dieser Untergrund stellt an den Läufer besondere Ansprüche. Der Sportler muss sich mehr konzentrieren und die Muskulatur und Sehnen werden im Vergleich zum Straßenlauf ganzheitlicher gestärkt. Kraft, Koordination, Ausdauer und Beweglichkeit werden effektiv trainiert.
Resultierend aus diesen Ansprüchen unterscheiden sich Trailrunning Schuhe im Aufbau von herkömmlichen Laufschuhen. Der Oberschuh ist mit robustem, oft wasserabweisendem Material ausgestattet. Die Mittelsohle ist flacher, dadurch liegt der Fuß dichter am Untergrund und der Läufer hat ein direktes Bodengefühl. In der Regel wird die Sprengung der Zwischensohle gering gehalten, was die Trittsicherheit erhöht. Oftmals wird der Schaft des Schuhs verstärkt, damit ein Umknicken vermieden wird.
Auffällig an Trailrunning Schuhen ist aber die robuste und profilierte Außensohle. Sie ist besonders griffig und gibt auf unebenem Gelände und auch auf Schnee ausreichend Halt. Im Winter sind Trail-Schuhe aufgrund ihres robusten Außenmaterials und der griffigen Sohle eine gute Alternative zu herkömmlichen Laufschuhen.
Dämpfungsschuhe
Dämpfungsschuhe bieten eine erhöhte Dämpfung, die die Aufprallkräfte auf hartem Untergrund abfedern und somit die Gelenke schonen soll. In der Mittelsohle dieser Laufschuhe kommen je nach Hersteller unterschiedliche Dämpfungssysteme (meist in Form von Gel- und Silikonkissen oder Schaumstoffgemischen) zum Einsatz, die der Energieerhaltung und Kraftreduktion dienen. Sie sind vor allem für Langstreckenläufe, Läufe auf hartem Untergrund sowie untrainierte und schwere Läufer geeignet.
Natural Running Schuhe/Barfußschuhe
Natural Running Schuhe, auch Barfußschuhe genannt, sollen das angeborene Laufverhalten unterstützen und den direkten Bodenkontakt, ähnlich wie beim Barfußlaufen, ermöglichen. Daher hat dieser Typ von Laufschuhen folgende hervorzuhebenden Eigenschaften:
Die Laufsohle ist sehr dünn und wird oft ohne oder nur mit sehr geringer Dämpfung verarbeitet. Durch den daraus resultierenden direkten Bodenkontakt ist der Laufstil meist schneller. Die Laufsohle ist sehr flexibel, was besonders für Vorfußläufer interessant ist. Ein Natural Running Schuh verzichtet auf Pronationsstützen und stabilisierenden Elemente. Die Stabilisierung erfolgt über die trainierte Muskulatur des Läufers.
Wettkampfschuhe
Wettkampfschuhe sind sehr leichte Laufschuhe und eignen sich für erfahrene Läufer, die schnelle Trainingseinheiten absolvieren und für Wettkämpfe trainieren. Die Leichtigkeit dieser Laufschuhe ist auf fehlende Dämpfung und Stützen zurückzuführen. Der Schuhaufbau ist besonders flach und leicht. Wettkampfschuhe haben einen gebogenen Leisten. Aufgrund der Tatsache, dass hier besonders leichte und dünne Materialen verarbeitet werden, ist die Haltbarkeit von Wettkampfschuhen begrenzt. Als Daumenregel sind hier 400 km zu nennen. Normale Laufschuhe können ca. 800 km gelaufen werden.
3.Laufstile
Vorfußlaufen
Beim Vorfußlaufen berührt der Fuß den Boden zuerst mit dem Bereich des Ballens der großen Zehe. Danach folgt eine Abrollbewegung des Mittelfußes bis zur Ferse. Schließlich wird der Fuß wieder über den Ballen der großen Zehe abgestoßen. Da der Mensch barfuß auch auf diese Weise läuft, gilt das Vorfußlaufen als die natürlichste Gangart des Menschen.
Mittelfußlaufen
Der Mittelfußlauf ist ein Kompromiss zwischen Vorfuß- und Rückfußlaufen. Hier werden die Vorteile beider Laufstile vereint und die Gefahren versucht man zu minimieren.
Beim Mittelfußlauf wird die vollständige Fußsohle auf dem Boden aufgesetzt. Der Fuß berührt mit flachem Winkel im Rückfuß- und Mittelfußbereich gleichermaßen den Boden und rollt dann über die Zehen ab.
Der Mittelfußlauf ist weniger kraftraubend und schont, im Vergleich zum Rückfußlauf, die Gelenke.
Fersenfußlaufen
Das Fersenfußlaufen wird auch als Rückfußlaufen bezeichnet. Bei diesem Laufstil berührt der Fersenaußenbereich des Fußes zuerst den Boden. Der Fuß wird dann leicht nach innen geknickt, bis dann die gesamte Sohle aufliegt. Schlussendlich rollt der Fuß über den Ballen an der großen Zehe ab und wird auch schon wieder abgestoßen.
Das Fersenfußlaufen ist der Laufstil, der am häufigsten verbreitet ist.
4.Fußtyp / Fehlstellungen
Normalfuß
Der gesunde Fuß ist der Normalfuß und nur ca. ein Viertel der Läufer haben einen Normalfuß.
Der Fußabdruck zeigt einen deutlichen Abdruck vom Vor-, Mittel- und Rückfußbereich. Außerdem ist zu erkennen, dass die gesamte Fußsohle Kontakt zum Untergrund hat. Im mittleren Bereich des Fußes hinterlässt das innenliegende Fußgewölbe keinen Abdruck, nur der schmale Fußaußenrand berührt den Boden.
Beim Laufen wird der Boden mit der Außenkante des Rückfußbereiches zuerst berührt, anschließend knickt der Fuß nach innen ab. (natürliche Pronation)
Senkfuß
Im Vergleich zum Normalfuß verändert sich der Fußabdruck eines Senkfußes dahingehend, dass das Fußgewölbe der Sohle den Boden berührt. Man spricht von einer Überpronation, also einem übermäßig starken Einknicken des Fußes nach innen.
Hohlfuß
Im Vergleich zum Normalfuß hat der Hohlfuß ein sehr hohes Fußgewölbe und beim Laufen berührt der Fußaußenrand nur teilweise den Boden.
Während der Laufbewegung kommt zuerst der äußere Rand der Ferse auf den Boden, der Fuß knickt dabei nur wenig oder gar nicht nach innen. Man spricht auch von einer Supination.
Spreizfuß
Während ein Senkfuß oder ein Plattfuß auf mangelnde Bewegung zurückzuführen ist, verändert sich ein Fuß zum Spreizfuß, weil (meist Frauen) ungeeignetes Schuhwerk tragen. In sehr seltenen Fällen kann es aber auch angeboren sein. Beim Tragen von Absatzschuhen kippt das Becken nach vorn und die Beinachse verlängert sich, dadurch verlagert sich das Körpergewicht auf den Vorfußbereich und es kommt zu einer Fehlbelastung der Fußmuskulatur. Allmählich flacht sich das Quergewölbe ab und der Vorfuß spreizt sich. Dadurch lässt auch die Elastizität im Vorfußbereich nach und die Belastung der Mittelfußknochen erhöht sich. Fazit: nicht zu oft Absatzschuhe tragen!
Pronation
Die natürliche Pronation ist das natürliche Einknicken der Füße im Sprunggelenk. Diese Senkung des inneren Fußrandes hat die Anhebung des äußeren Fußrandes zur Folge und ist die natürliche Dämpfung des Körpers. Bei einer normal trainierten Fußmuskulatur und elastischen Sehnen wird die Belastung beim Gehen oder Laufen abgefedert und die direkte Stoßbelastung auf die Gelenke verringert.
Ob eine Pronation als natürlich oder als Überpronation angesehen wird, hängt von dem Winkel ab, in dem der Fuß nach innen knickt.
Überpronation
Knickt ein Fuß über die natürliche Pronation hinaus zu sehr nach innen, spricht man von einer Überpronation. Dadurch werden Sehnen, Gelenke und Bänder sehr stark belastet.
Eine Überpronation kann auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein:
- Fußfehlstellung (Senkfuß)
- Ermüdung
- nicht ausreichend trainierte Muskulatur des Stützapparates
- In den Schuhen ist eine übermäßige Abnutzung im inneren Bereich des Schuhs zu erkennen.
Supination
Unter Supination versteht man die Hebung des inneren Fußrandes, dabei senkt sich der äußere Fußrand, was zu einer stärkeren Belastung der Bänder, Gelenke und Sehnen im Fuß führt. Der Fuß kommt beim Laufen auf der Außenkante auf. Die Ursachen können unterschiedlich sein.
- Veranlagung
- Verletzungen oder Fehlstellungen
- Hohlfuß oder O-Beine
Die natürliche Dämpfungsfunktion der Füße ist stark beeinträchtigt, wodurch es zu starken Fuß-, Knie-, Hüftgelenks- und Wirbelsäulenschäden kommen kann.
Die Sohlen der Laufschuhe weisen eine größere Abnutzung im Außenbereich der Schuhe auf.
5.Was ist eine Sprengung?
Die Höhendifferenz zwischen Vorfuß und Ferse bezeichnet man als Sprengung. Oder vereinfacht gesagt, mit Sprengung ist das Gefälle der Sohle gemeint. Bei vielen Laufschuhen werden im Fersenbereich Dämpfungselemente eingebaut, die die Aufprallkräfte minimieren sollen. Durch die Erhöhung im Fersenbereich rollt der Schuh besser ab. Für Vorfußläufer ist eine erhöhte Ferse aber eher störend, denn sie behindert die Lauftechnik.
6.Laufschuhe für Damen
Bei der Auswahl des Laufschuhs sollten Frauen anatomische Unterschiede zu den Männern beachten und reine Damen-Modelle wählen.
Die Unterschiede zwischen Männer- und Frauenfüßen sind deutlich. Die Ursachen sind auf natürliche und auch verhaltensbedingte Begebenheiten zurückzuführen.
Die wesentlichen Unterschiede sind:
- schmalere und flachere Füße, besonders im Mittelfuß und Fersenbereich
- tiefliegendes Fußgelenk
- andere Winkelstellung (Pronation) der Füße, wegen breiterer Hüfte
- abweichendes Abrollmuster
Durch die schmalere Ferse sollte ein Damenschuh auch schmaler geschnitten sein, damit ein Rutschen der Ferse im Schuh verhindert wird.
Der durchschnittliche Frauenfuß ist außerdem beweglicher und flexibler als ein Männerfuß, gleichzeitig ist das Bindegewebe schwächer ausgebildet. Im Allgemeinen sind Frauen bei gleicher Körpergröße meist leichter als Männer, was bei der Dämpfung des Schuhs eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Daher ist die Mittelsohle bei Frauen-Laufschuhen meist etwas dünner und flexibler gestaltet und die Dämpfung insgesamt weicher gehalten als bei Laufschuhen für Männer.